Sonntag, 6. Oktober 2013

Das Wort zum Sonntag

Der Steg - kstudi (www.piqs.de)

Heute ist Sonntag. Es regnet. Daran könnte ich schuld sein, denn es passt zu meiner Stimmung. Nur bin ich nicht Akasha, meine Protagonistin, die eine so überdimensioniert magiebegabte Hexe ist, dass sich das Wetter unwillkürlich und äußerst beflissen ihrer Stimmung anpasst. Dann hat das nichts miteinander zu tun, aber das macht nichts, denn es passt trotzdem.
Wenn ich über mein Laptop hinweg aus dem Fenster sehe, könnte ich heulen. Und diese Kleinwetterlage hätte unmittelbar mit meiner Stimmung und dem Wetter zu tun und damit schließt sich der Kreis.
Aber warum erzähle ich Euch das?
Nun, als ich vor nicht ganz einem Jahr den ersten Band der Schwerttanz-Saga unter dem Titel "Einfach kein Held" veröffentlicht habe, war ich ja so motiviert und guter Dinge.... Ich war himmelblauäugig und das obwohl ich eigentlich braune Augen habe.  Amazon war mir ein Buch mit 7 Siegeln, denn es genügt nicht, dort schon einmal eingekauft zu haben. Meine erste Lesung war vor allem für mich ein Abenteuer, die Leserunden würde ich nachträglich auch anders aufziehen und die Social Nets erfordern auch deutlich mehr als guten Willen. 
Was habe ich gelernt?
  • Es gibt unfassbar viele Bücher. Und unfassbar viele Autoren - manchmal kommt es mir so vor, als gäbe es mehr Autoren als Leser.
  • Die allermeisten Autoren sind nicht erfolgreich. Und zwar weder wirtschaftlich (das sowieso nicht), sondern auch emotional. Es ist ein frustranes Geschäft, das Schreiben, denn wenn das Buch fertig ist, geht die Arbeit erst los. Es ist dabei nach meiner Erfahrung auch einerlei, ob man nun auf Verlagsjagd geht und Absagen sammelt oder lieber den Lesern selbst als Indie nachstellt. 
  • Buchmarketing ist ein superhartes Geschäft und das sage ich als jemand, der im Brotjob schon auch täglich ins Haifischbecken steigt. Aber wenn man aus Leidwolllust, Geltungsdrang oder einer inneren, unbezwingbaren Unruhe heraus nun unbedingt Autor sein will, hilft alles nichts, man muss sich der Aufgabe stellen, seine Bücher auch zu verkaufen. Oder wenigstens so an den Leser zu bringen, denn es gibt nichts Traurigeres als eine Geschichte, die niemanden berühren darf. Und dabei sollte man zumindest als Autor nicht draufzahlen. 
  • Das eigene Buch als enteignungsgleicher Eingriff lässt unweigerlich den Autor auf Dauer verhungern und wenn wir keine schwächliche Erbtante in petto haben und uns nicht auf einen Lottogewinn verlassen wollen, dann muss man einen Weg finden, der nicht nur uns, sondern auch unsere Banker und Vermieter, die oft erstaunlich humorlos reagieren, wenn man aktuelle Flauten mit künftigen Erfolgen erklären will.

Da mein Vater selbst einen Verlag hatte, verstehe ich jeden Verlag, der es sich dreimal überlegt, ob er in mich investieren will. Lektorat, Cover, Satz, Druck, Papier, Versand, Werbung - das alles kostet Geld (und wenn der Autor ein quengeliger Künstler ist, auch Nerven). Den Verkaufspreis muss man sich dann mit dem Händler und dem Distributor teilen. Häufig bleibt dem Verlag damit nicht nennenswert mehr als dem Autor, 10% vom Verkaufspreis etwa.

Als Indie kann man heute gut dagegen anhalten und Verlag und Autor in einem sein. Doch die Freiheit kostet Kraft, denn damit bleibt der ganze Kram aus dem oberen Absatz an einem selbst hängen und die größere Marge wird hart erarbeitet. Andererseits - und das ist der Grund, warum ich trotz gelegentlicher dunkler Stunden gerne Indie bin - als Verlagsautor geht es mir kaum besser. Ich muss trotzdem nach Tippen der magischen Buchstabenfolge E-N-D-E erst richtig loslegen. Der Verlag erleichtert mir nur die Verteilung. Ich kenne hunderte von Autoren und nicht einen (!), der erfolgreich ist und nicht hart nach der Veröffentlichung an seinen Verkäufen arbeitet. Die oft gehörte Aussage, man wolle in einem Verlag veröffentlichen, weil der sich dann um den Verkauf kümmert, ist falsch. 

Wer es schafft, sein Buch an den Leser zu bringen, kann wählen, ob er das selbst tun will, oder ob er sich eines Verlags als eine Art Zwischenhändler bedient. Wenn das Geld, das in ein Buch investiert wird, wieder reinkommt, finden sich Verlage genug. Ob ich sie dann noch brauche, ist eine individuell zu beantwortende Frage.
Und weil ich immer ein vermittelnder Mensch bin, versuche ich hier gerade mit ein paar Freunden ein neues Modell aufzuziehen, dass dem willigen Autor die Wahl lässt, wie viel Verlag er für sein Buch braucht. Einen Modulverlag, der flexibel zwar alle Leistungen eines Großverlags bietet, aber von Anfang an auf Eigeninitiative der Autoren setzt und daher seine Tantiemen abhängig von der Eigenleistung des Autors bei der Produktion des Buchs, dem Vertrieb und der Werbung verhandelt. Wir sind da erst am Anfang, aber ich werde weiter berichten. Wen es heute schon interessiert, der kann ja mal schauen: www.publz.com  oder uns auf Facebook, Google+ oder Xing besuchen. Nach der Buchmesse nächste Woche erzähle ich mehr.

"Einfach kein Held" ist eine mehrbändige High-Fantasy-Reihe, und zwar von der komplizierten Sorte. Ich liebe diese Geschichte. Sie ist Teil von mir, Ausfluss meiner Seele. Ich muss sie schreiben, ich kann nicht anders. Sie will erzählt werden. Und sie will berühren. Dafür werde ich kämpfen. Mit allen Mitteln.
Und weil Fantasy immer auch mit echtem Heldentum zu tun hat, will ich hier berichten, was passiert, was klappt und was nicht. Erfahrung ist das, was man hat, kurz nachdem man es gebraucht hätte. Wir werden sehen, wohin der Weg mich führt, ob das Leuchten am Horizont, die Sonne oder doch nur ein Wetterleuchten ist. 
Wenn ich scheitern sollte, helfe ich damit vielleicht anderen Autoren und ihren Geschichten. Dann ist mein Held eben ein tragischer.

Ich bin Kay Noa. Und Ihr seid meine Leser. 
Sehen wir, was passiert.

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